Worum geht es im Projekt?
Das Kollektiv STREETWARE fordert die fast fashion heraus, transformiert weggeworfene Textilien in prêt-à-porter und inszeniert soziale Plastik. Auch am BHROX kommt das Kollektiv nicht vorbei und wir freuen uns sehr, dass STREETWARE saved item mit Ihrem Projekt SCHURF das bauhaus reuse verwandeln wird. Mit 11 Tonnen Textilien wird unser Rundlauf in eine farbig geschichtete Landschaft verwandelt, während Performer*innen in Übereinstimmung mit den aktuellen Corona-Vorgaben, 24 Stunden das Gelände erkunden werden.
Panoramablick. Die Berge, die uns umgeben, bieten keinen idyllischen Blick über Gipfel und Fluren - die vertraute Umgebung wird überformt von neuen Landschaften - ein Paar Turnschuhe hängen am Baum, ein T-Shirt über der Straßenlaterne, eine gepunktete Bluse liegt ermattet im Rinnstein. Matratzen überwölben Treppenabsätze und Hauseingänge. Der Wühltisch hat sich abgeschafft. Deutschland produziert jährlich 391.752 Tonnen Textilabfall.. Der Raum zwischen Innen und Außen des Galerierundlaufes der Bauhausbox reuse - die Ritze - ist gestopft: Textilien drängen sich zu aufgeworfenen Schichten. Tektonik des Überflusses. Performerinnen erkunden das Gelände - krabbeln über die stofflichen Haufen auf der Suche nach Identität: ein Kleid wird übergestreift, der Pullover verliert seine individuelle Bedeutung. Wer hat sich wann, wo verloren? Auf der Suche nach Zuschreibungen geht einer den made in Schildern an den Kragen: Ansagen dringen nach draußen als sei der Ernst-Reuter-Platz ein Busbahnhof für den Fernverkehr: Bangladesh, China, Marokko, India…. Erweist sich die abgestreifte Kleidung als Metapher für eine Gesellschaft, die sich häutet und nach anderen Ökonomien und Wertesystemen sucht? Die Pandemie konfrontiert uns alle mit unserer Verletzlichkeit und raubt uns unsere Selbstverständlichkeiten. Über 24 Stunden wird im Kleiderberg geschürft. Textilien werden abgestreift und übergezogen. Ritual und Reigen. Dann schlafen sie erschöpft. Eine sitzt im schwachen Licht der Nähmaschine und vernäht Diskrepanzen. Ein Astronaut landet.
*Quelle: tagesspiegel, 22.1.2020